Bogenschießen für Anfänger: Tipps für erfolgreiche Neueinsteiger.

Was sie als Anfänger im Bogenschießen beachten sollten.

Aller Anfang ist schwer. Der richtige Einstieg in das Bogenschießen.

Erst einmal herzlichen Glückwunsch das du dich für diese tolle Sportart entschieden hast. Ich wünsche dir viel Erfolg auf deinem Weg.

Als Anfänger bzw. Einsteiger in die Welt des Bogensports stellst du dir sicher viele Fragen. Dieser Blogbeitrag soll dir bei deinem Weg Hilfe und Orientierung bieten. Ich habe auf Basis meiner Erfahrung als Bogenschütze die Punkte zusammengestellt die ich für besonders wichtig zum Start im Bogenschießen erachte. Es gibt Menschen die machen aus dem Thema "Bogenschießen für Anfänger" eine Wissenschaft und überschütten dich mit einer Vielzahl an Details zum Bogenschießen. Meide diese Meschen am Anfang 🙂

Das Bogenschießen kann komplex und vielschichtig sein. Aber gerade als Anfänger solltest du dich zuerst auf das Fundament des Bogenschießens besinnen. Dem richtigen erlernen der Grundtechnik. Die Zierleisten am Dach (Feintuning der eigenen Technik und des Materials) kommen erst viel später.

Mit diesem Blogbeitrag gebe ich dir ein Werkzeug an die Hand mit der du den optimalen Einstieg in die Welt des Bogenschießens finden kannst.

Zielscheibe mit Pfeilen

Mache dir klar was du beim Bogenschießen willst !

Du hast dich entschieden dich mit dem Bogenschießen zu beschäftigen. Aber weist du auch schon warum du dich so entscheiden hast? Oder was du eigentlich im Bogensport machen und erreichen willst?
Es gibt unterschiedliche Disziplinen im Bogensport und auch einige Arten von Bögen.

Die Wahl deiner Bogendisziplin und deiner Bogenart sollte gut überlegt sein. Grundsätzlich ist es möglich umzulernen. Auch die Grundtechnik ist im Grundsatz gleich. Außer du würdest dich für Reiterbögen mit der Daumentechnik entscheiden. Aber das ist ein anderes Thema.

Du musst daher diese Fragen auch gar nicht abschließend jetzt beantworten. Aber es ist sehr hilfreich zumindest eine grobe Vorstellung davon zu haben was man will. Es erleichtert z.B. die Suche nach dem passenden Trainer oder Bogenhändler. Dazu aber später mehr.

Bogenschießen für Anfänger - Mein ersten Tipps:

  • Lese dich in die Bogenarten ein.
    Überlege welcher Bogen für ich interessant sein könnte. Ist ein Langbogen etwas für dich? Oder tendierst du  eher zu etwas technischerem wie dem olympischen Recurvebogen oder sogar einem Compoundbogen? Oder bist du evt. jemand der auch mal sich ein Bogen selber bauen will und daher eher in Richtung "Primitivbogen / Historische Bögen" tendiert. Primitivbogen ist hier jedoch alles andere als Abwertend gemeint. Es ist lediglich eine gängige Bezeichnung einer Bogenklasse.
  • Beschäftige dich mit den Disziplinen im Bogensport.
    Wenn du dich mit den Disziplinen beschäftigst wirst du merken das es dort richtige Unterschiede gibt. Das Scheibenschießen (Target Archery) unterscheidet sich deutlich vom 3D Bogenschießen. und ein Bogenlauf ist noch mal was anders. Aber selbst das Feldbogenschießen und das 3D Bogenschießen unterscheiden sich in wesentlichen Punkten. Aber auch hier gilt der Umstand das wenn du mal die Grundtechnik des Bogenschießen gelernt hast, du eigentlich den Weg in jede der Disziplinen einschlagen kannst. Sehr viele Bogenschützen betreiben auch mehrere Disziplinen gleichzeitig. Selbst Weltklasseschützen, wie z.B. Lisa Unruh, konzentrieren sich nicht nur auf eine Disziplin. Lisa Unruh schießt erfolgreich Feldbogen als auch Scheibe.

Aber warum solltest du dich mit den Fragen beschäftigen wenn ich selbst betone das man eigentlich auch später fast problemlos wechseln kann? Die Antwort ist relativ einfach. Damit du bei dem nächsten Punkt eine richtige Wahl trifft. Die Wahl deiner Trainingsgruppe.

Alleine Lernen ist OK, Gemeinsames Lernen ist besser und gesünder!

Bogenschützin mit Pfeil und Bogen auf dem Feld

Bogenschützin mit Pfeil und Recurvebogen

Bei der YouTube-Universität und an anderen Stellen im Internet findest du sehr viele Videos und Informationen zum Thema Bogenschießen. Nicht selten garniert mit Schlagwörtern wie "Bogenschießen für Anfänger leicht gemacht" oder "10 Tipps für besseres Treffen".. Für dich als Anfänger ist es aber extrem schwer das dort gefundene richtig einschätzen zu können. Was ist gut und hilfreich, und was gehört zu den Bogensportmythen oder ist sogar kontraproduktiv für deine Entwicklung?

Auch wenn der Bogensport grundsätzlich sicher ist, es gibt auch Gefahren. Und ich rede jetzt hier nicht von dem Offensichtlichen wie den Sicherheitsregeln damit man andere und sich selbst nicht gefährdet. Ich spiele hier auch auf die gesundheitlichen Aspekte an. Ich habe schon einiges an "Lehrvideos" im Internet gesehen wo ich leider sagen muss: Wenn der Schütze das längere Zeit so macht, dann bekommt er Probleme mit seiner Muskulatur bzw. Gelenken und Bänder. Es gibt aber auch Methoden die nicht gesundheitlich gefährlich sind, aber andere Schwachpunkte haben. Wenn du dir eine Schußtechnik abschaust und für dich übernimmst, dann wirst du sicher am Anfang erst einmal besser werden. Denn auch ein nicht optimaler Schußablauf ist ein strukturierter Ablauf der Konstanz und Berechenbarkeit bringt. Aber wenn du dann mal etwas weiter bist, dann kann es sein das du dich mit der angelernten nicht optimalen Schußtechnik in eine Sackgasse gesteuert hast. Die Methode bzw. der Ablauf hat dann einfach nicht mehr das Potential noch besser zu werden.

Zum Beispiel weil du schon den kompletten Bewegungsspielraum der Gelenke im Schußablauf nutzt, aber durch eine nicht passende Gesamtkörperhaltung nicht das volle Potential ausschöpfen kannst. Daher ist es wichtig am Anfang fachkundigen Rat im direkten Kontakt zu bekommen. Denn nur in der direkten unmittelbaren Kommunikation zwischen Dir, Trainer und Trainingspartnern hast du die Möglichkeit die erhaltenen Informationen richtig einschätzen zu können.

Feedback aus der Trainingsgruppe beim Bogenschießen

Als jemand der sich das Bogenschießen selbst beibringt fehlt dir zusätzlich eine wichtige Sache. Das Feedback der Trainingspartner. Erst durch das persönliche Feedback anderer die dich beim Bogenschießen beobachten, kannst du eine effektive Fehleranalyse zu deinem Schußablauf aufbauen. Wenn du als Autodidakt  dir selbstständig das Wissen und die Fertigkeiten des Bogenschießens aneignest dann stehst du vor einem Problem. Selbst wenn du nach dem "richtigen" Trainingskonzept dir den "richtigen" Schußablauf beibringst, du weist nie ob du im Training das gesehene auch richtig umsetzt. Denn du kannst dich ja nicht selbst sehen. Dein Körpergefühl sagt dir evt. das alles passt, aber ist dem wirklich so? Das kann nur ein externer beurteilen.

Es gibt ein paar Tipps und Kniffe mit denen man dann arbeiten kann. So ist es z.B. möglich sich auf Video aufzunehmen um das später dann das Video zu analysieren. Oder aber man trainiert neben einem Spiegel (auf dem evt. noch Hilfslinien/Markierungen angebracht sind) und beobachtet sich dadurch selbst. Diese Hilfslösungen werden gerne genutzt wenn der eigentliche Trainingspartner / Trainer aktuell verhindert ist und man trotzdem Feedback benötigt. Als "Dauerzustand" ist dies aber nicht praktikabel. Insbesondere da man auch nie sicher sein kann ob man die eigenen Fehler auch selbst erkennt. Da ist man durchaus "Betriebsblind" und übersieht gerne mal etwas weil man "es ja schon immer so macht".

Wenn du in einer Gruppe trainierst dann profitierst du zusätzlich von der Erfahrung und dem wissen der Trainingspartner durch direkten Austausch. Dies ist ein nicht unwesentlicher Faktor für dein Training.

Die Wahl deiner Trainingsgruppe

Wenn du den Tipp beherzigt hast und du dich über die Bogenarten und Bogendisziplinen informiert hast, dann hast du evt. schon eine Vorstellung davon welchen Bogen und welche Bogensportdisziplin(en) für dich in Frage kommen. Diese beiden Punkte sind wichtige Filterkriterien für deine Wahl der Trainingsgruppe oder Vereins. Warum ich persönlich einen Verein zum Erlernen des Bogenschießens als mit die beste Lösung ansehe habe ich auf der Seite meines Bogensportvereins in Neckargerach schon mal beschrieben.

Bei der Wahl deiner Trainingsgruppe/Verein sollten drei Dinge den Ausschlag geben:

  • Fachwissen und Erfahrung des Trainers/ der Trainingspartner und die Unterstützungsmöglichkeiten (z.B. Ausleihen von Material, Hilfe beim Einrichten)
  • Deine Bogenart wird akzeptiert und ist bekannt
  • Es gibt Leute in der Gruppe die die selbe Bogendisziplin ausüben

Der erste Punkt ist am leichtesten zu verstehen. Du suchst Rat und Hilfe. Dann muss natürlich dein Trainer bzw die Gruppe auch in der Lage sein diese Hilfe zu geben. Eine entsprechend vorhandene Trainerausbildung ist zwar ein guter Hinweis, aber es gibt im Bogensport auch sehr erfahrene und gute Schützen die jahrelanges Bogenschießen schon hinter sich haben. Und das Fachwissen alleine reicht auch nicht. Der Trainer muss es auch vermitteln können. Deshalb stellt bei eurem ersten Kontakt durchaus viele Fragen. Dann könnt ihr einschätzen ob der Trainer auch die Sprache spricht die ihr versteht.

Halte dich auch etwas entfernt von Gruppen die sich rein dem Thema "Bogenschießen für Anfänger" widmen. Ganz am Anfang (ein oder zwei Trainingseinheiten) ist das noch OK, aber dann solltes du eine Gruppe finden mit Schützen unterschiedlichstem Leistungsniveau. In einer gemischten Gruppe macht das Lernen viel mehr Spaß. Und auch die "Zugkraft" besserer Schützen ist nicht zu unterschätzen.

Die Akzeptanz deiner Bogenart in der Gruppe

Der zweite Punkt "Deine Bogenart wird akzeptiert und ist bekannt" hat mehrere Hintergründe. Der einfachste: Wenn deine Bogenart dem Trainer bzw. der Gruppe vertraut ist, dann können Sie dir auch diesbezüglich zielgerichtete Hilfe und Feedback geben. Im Detail gibt es dann doch Unterschiede zwischen den Bogenarten die man im Training berücksichtigen soll. So ist es z.B. im traditionellen Bereich, wenn der Bogen kein großes ausgeprägtes Bogenfenster hat, durchaus sinnvoll den Bogen etwas zu kippen. Dies erleichtert u.a. den Blick über die Pfeilspitze auf das Ziel. Schützen mit einem Compoundbogen oder olympischen Recurve würden dies dagegen nie freiwillig tun bzw. die Notwendigkeit evt. gar nicht erkennen.

Der evt. wichtigere Grund ist jedoch die Akzeptanz deiner Bogenart. Ich habe es zum Glück noch nicht selbst erlebt, aber schon vielfach gehört das Schützen aufgrund ihrer gewählten Bogenart "komisch" angesehen wurden. Wenn du permanent dich rechtfertigen musst einen bestimmten Bogen zu schießen oder andauernd gefragt wirst ob du nicht auf einen "richtigen" Bogen umsteigen willst, dann nervt das. Es zerstört auf Dauer den Spaß am Bogenschießen.

Der letzte Punkt, und nach meiner Einschätzung auch der Punkt mit der geringsten Gewichtung, ist die Wahl einer Gruppe nach der Bogendisziplin. Wenn du das Bogenschießen lernen willst, ist die Disziplin erst einmal weitgehend egal. Der Schußablauf und die Grundlagen sind für alle Disziplinen die selben. Wenn du aber mal über die Grundlagen hinaus bist dann gibt es je nach Disziplin doch Besonderheiten. Man kann viele diese Besonderheiten durch eigene Erfahrung lernen. Aber warum "auf die Nase fallen und daraus lernen" wenn es auch anders geht und man es einfach vom Kollegen erfährt bzw. beigebracht bekommt? "Bogenschießen für Anfänger" kann einfach sein. Mache es dir nicht schwerer als es ist.

Anfängerfehler: Dir steht dein Ego im Weg!

Du weist nun was du im Bogenschießen grob machen willst. Du hast auch einen guten Bogensportverein bzw. eine nette Trainingsgruppe gefunden. Im idealfall bewahren dich diese Faktoren nun davor die gängigsten Anfängerfehler im Bogenschießen zu machen. Ich möchte an der Stelle auf die häufigsten Anfängerfehler im Bogenschießen dennoch eingehen.

Olympischer Recurvebogen mit Zielscheibe

Olympischer Recurvebogen mit Zielscheibe

Zum einen um zu erklären warum es Fehler sind, und zum anderen damit du ein Gefühl bekommst warum dir dein Trainingspartner diesen Ratschlag gibt und du ihn auch einhalten solltest. Denn ein Problem besteht: Viel der Ratschläge kratzen am Ego des Schützen. nicht selten traut sich ein Anfänger mehr zu bzw. erachtet ein Vorgehen als für ihn nicht passend weil er ja "stärker", "motivierter",... als andere ist. Man steht sich also selbst im Weg das richtige zu machen. Sich selbst und das eigene Ego zurückzunehmen ist nicht ganz einfach. Insbesondere wenn im Verein bzw. der Gruppe andere Schützen mit "stärkerem" Equipment schießen und man sich dadurch "benachteiligt" oder sogar gekränkt fühlt.

Die häufigsten Fehler beim Lernen des Bogenschießens

Kommen wir nun aber zu den häufigsten Fehler. Dies sind nach meiner Erfahrung:

  • Zu hohes Zuggewicht beim Bogenschießen
  • Der Fehler liegt beim Material bzw. weil ich einen "Anfängerbogen" habe.
  • Zu hohes Trainingsvolumen (zu viele Schüsse im Training)
  • Ich will bzw. muss treffen !
  • Erst die Kür, dann die Pflicht

Zu hohes Zuggewicht beim Bogenschießen

Der Klassiker unter den Anfängerfehlern. Und es gibt durchaus auch Anfänger die mit höheren Zuggewichten klar kommen und ihren Weg im Bogensport machen. Aber generell würde ich jedem davon abraten beim Zuggewicht am Anfang zu hoch einzusteigen. "Zu hoch" ist noch dazu eine recht "weiche" Angabe. Im Regelfall starten Anfänger (Erwachsene) mit einem Zuggewicht zwischen 18 und 25 Pfund.

Hört sich wenig an, oder? Kratz es am Ego wenn man damit neben einem Schützen steht der mit 40 lbs schießt? Ja, es kratzt am Ego. Aber es ist sinnvoll.

Wenn du ein Zuggewicht hast das du bequem und ohne große Anstrengungen gezogen bekommst, dann kannst du dich ganz auf das lernen der Grundtechnik im Bogenschießen konzentrieren. Du kannst dich vol auf das Bogenschießen lernen konzentrieren und bist nicht damit beschäftigt ein Gedanke an den Kraftaufwand zu verschwenden.

Deine Technik wird nicht unsauber weil du damit beschäftigt bist das letzte Stück Kraft aus dem Muskel zu holen damit du den Bogen gezogen bekommst. Du fängst nicht das Zittern im Vollauszug an und verziehst die Schüsse. Deine Bogenschulter geht nicht hoch um die Belastung auszugleichen. Du musst nicht nach 30 Schüssen das Training abbrechen weil du zu erschöpft bist. Deine Muskeln und Sehen erleiden keinen Schaden weil die Belastung ungewohnt und zu hoch ist. Und dir schmerzen nicht nach kurzer Zeit die Finger mit denen du in die Sehne greifst 🙂

Das sind nur ein paar Beispiel für die Folgen eines zu hohen Zuggewichts. Wie du daran siehst gibt es sehr viele gute Gründe mit einem niedrigen Zuggewicht zu starten. Und ich habe nicht mal alles aufgezählt was mir so einfällt.

Aber kann man mit diesen Zuggewichten auch was treffen? Definitiv ja. Ich selbst schieße heute noch mit nur ca. 30lbs und Treffe Ziele auf dem 3D Bogenparcours auch in weiteren Entfernungen und nehme erfolgreich an Turnieren teil. Das Treffen ist keine Folge des Zuggewichts, sondern eine Folge der guten Schußtechnik und Trainings. und natürlich kannst du später das Zuggewicht langsam steigern. Du solltest es auch tun. Denn auch ein höheres Zuggewicht hat einige Vorteile. Aber diese sind am Anfang irrelevant da andere Themen wie die Schußtechnik eine höhere Relevanz haben.

Aber wie findest du nun das passende Zuggewicht für dich?  Ich nutze dazu eine Übung aus dem Krafttraining für Bogensportler. Nimm deinen Wunschbogen und gehe damit in den Vollauszug und halte diesen Vollauszug für 15 Sekunden. Dann mache eine kleine Pause und wiederhole es. Das machst du fünf mal. Wenn du diese Übung nicht problemlos ohne Zitter etc. schaffst dann reduziere das Zuggewicht und wiederhole den Test. Sobald du die Wiederholungen ohne Probleme schaffst und kein Gefühl der massiven Unterforderung hast, dann passt es.

Bogenschützin mit Blankbogen

Der Fehler liegt beim Material bzw. weil ich einen "Anfängerbogen" habe.

Wenn man nicht trifft sucht man den Fehler. Ganz normal. Es ist auch fast normal den Fehler erstmal woanders als bei sich zu suchen. "Also muss es wohl am Material liegen" denken viele. Die Pfeile passen nicht. Falsch eingestellte Pfeilauflage/Button. Visiereinstellung noch nicht passend,.... Oft kommt noch gerne dazu das der Bogen halt nicht der teuerste war und man mit einem teureren Bogen besser treffen würde.

Die Liste der Ausreden für schlechte Resultate ist lang.

Es ist unbestritten das ein perfekt ausgewähltes und eingestelltes Material (Materialtuning) für erstklassige Ergebnisse notwendig ist. Das macht dann nicht selten den Unterschied zwischen einer 10 (Bsp. für höchste Wertung) und einer "fast Zehn". ABER gerade als Anfänger bist du noch weit davon entfernt die Vorteile des Materialtunings auch in deinen Trefferergebnissen reproduzierbar zu sehen. Alle deine anderen Unsauberkeiten in DEINEM Schußablauf werden einen viel größeren Effekt auf das Ergebnis haben. Darüber hinaus ist für das Materialtuning viel Wissen und Erfahrung notwendig.

Mit der kostenlosen (bezüglich Geldaufwand) Arbeit an deinem Schußablauf wirst du deine Ergebnisse viel stärker positiv beeinflussen können als mit einem aufwendigen und teuer durchgeführten Materialtuning. Und wenn du dann den Schußablauf sauber und reproduzierbar hin bekommst, dann kannst du mit dem Materialtuning die letzten Reserven rausholen.

Tipp: Erst müssen deine Grundlagen passen. Danach stimme dein Material perfekt ab.

Und bedenke: Teuer ist nicht immer gleich "besser". Ein Schütze bei dem die Grundlagen und der Schußablauf  stimmt, wird höchstwahrscheinlich bessere Resultate erreichen als ein Schütze mit perfekter Ausrüstung aber schlechter Schußtechnik.

Wichtiger Hinweis:

Das alles soll nicht bedeuten das das verwendete Material vollkommen unwichtig ist. Du solltest auch als Anfänger mit Material an Start gehen das zu dir passt. Aber ob der Pfeil jetzt 10gr mehr oder weniger hat ist irrelvant. Oder ob der Pfeil ein FOC von 10% oder 15% hat, der Spinewert 600 doer 650,....  das wirst du alles als Anfänger nicht wirklich reproduzierbar merken.

Zu hohes Trainingsvolumen (zu viele Schüsse im Training)

Du hast das Bogenschießen als neue Freizeitbeschäftigung gefunden. Natürlich bist du jetzt Feuer und Flamme und hoch Motiviert. Jede freie Minute nutzt du um dem Bogensport nachzugehen.

Aber Achtung: Hier lauert eine böse Falle !

Wenn du jetzt von Null auf 100 durchstartest dann geht du unnötige Risiken ein. Die Belastung deiner Gelenke, Bänder und Muskeln durch das Bogenschießen ist für deinen Körper ungewohnt. Auch wenn du ein sportlicher Typ bist. Überlastest du nun deinen Körper, dann wird er dir das signalisieren. Im schlimmsten Fall mit einer Verletzung. Es gibt viele Geschichten von Bogenschützen mit Schulter und Gelenkverletzungen aufgrund zu hoher ungewohnter Belastung. Insbesondere wenn du noch den Fehler gemacht hast ein zu hohes Zuggewicht am Anfang gewählt zu haben.

Du willst doch sicher nicht gleich zum Anfang erstmal wieder eine mehrwöchige Zwangspause aufgrund einer Verletzung machen, oder? Deshalb gehe es langsam, aber konsequent an.

Tipp: Nicht die Anzahl der Pfeile die du schießt sind für deinen Trainingserfolg wichtig, sondern die Anzahl an Pfeilen die du bewusst schießt!

Was ist damit nun gemeint? Es gibt Schützen die hauen ein Pfeil nach dem anderen im Training raus. Aber ohne wirklich darüber nachzudenken oder zu rekapitulieren was sie da machen. Wichtig beim Training ist es das du den Bewegungsablauf bewusst und mit voller Konzentration durchführst.  Nur so stellt sich ein positiver Trainingseffekt ein. Außerdem vermeidest du automatisch eine Überbelastung. Denn sobald du an die Grenze kommst wo dein Körper erschöpft ist, wird automatisch dein Schußablauf bei jedem mehr geschossenen Pfeil unsauberer. Und wenn du das bemerkst, dann ist der Zeitpunkt da das Training für diesen Tag zu beenden. Mit steigender Erfahrung und Gewöhnung werden dann auch deine Trainingseinheiten automatisch länger.

Merke: Lieber weniger Pfeile schießen, diese aber mit voller Konzentration und Augenmerk auf den Schußablauf. Kein einfaches raushauen der Pfeile.

Mein größter Fehler war am Anfang auf die Anzahl an Pfeile zu gehen. Ich hatte mir vorgenommen bei jedem Training mindestens 200 Pfeile zu schießen . Diese Anzahl an Pfeilen sind schon recht ordentlich. Insbesondere am Anfang. Was ist dann passiert? Nach ca. 80 bis 100 Pfeilen war meine Rückenmuskulatur "fertig" und meine Konzentration nahe null. Die restlichen Pfeile habe ich dann einfach so rausgehauen. Dabei habe ich nicht mehr auf die Schußtechnik geachtet und mir dadurch eine unsaubere Technik angewöhnt. Zu allem Überfluss habe ich mir auch noch eine Sehnenreizung in der Schulter eingehandelt.

Tipp: Lieber öfters und kurz Trainieren als selten und dafür lang !

Ich will bzw. muss treffen !

Es ist ein tolles Gefühl wenn du schon beim loslassen den Pfeiles merkst wie toll der Schuß war und der Pfeil dann auch noch mitten im Ziel stecken bleibt. Das macht süchtig. Und man gönnt auch jedem Schützen dieses Gefühl. Es gibt Bestätigung für das lange Training. Es motiviert weiter zu machen. Es erzeugt Freude. Kurzum und flapsig ausgedrückt: Treffen ist geil !

ABER wenn aus diesem Gefühl ein Druck wird, dann läuft was gewaltig schief. Und ich merke das immer wieder.

Pfeile beim Bogenschießen in einer ZielscheibeKleines Beispiel von mir aus der Praxis:

Ich habe ein paar tolle Pfeile geschossen und habe nun den letzten Pfeil aus dem Köcher in der Hand. Ich lege ihn auf. Spanne die Sehen, gehe in den Vollauszug und lasse den Pfeil los. Und er schlägt auf der Zielscheibe entfernt von den anderen Pfeilen ein. Und da war er wieder. Der eine Pfeil der dich einfach nur hasst !!

Was war passiert? Ich hatte mir Druck gemacht. Ich wollte, ich musste den letzten Pfeil auch so gut treffen wie die anderen. Ich habe angefangen zu denken. Konzentration war auf dem Ziel, und nicht mehr auf dem Bewegungsablauf. Den zweite Schritt vor dem ersten gemacht.

Gerade als Anfänger ist das "gut Treffen" absolut vernachlässigbar. Das kommt ganz automatisch sobald du die Grundtechnik sauber gelernt hast. Wenn du sauber gespannt, sauber geankert und letztendlich auch sauber gelöst hast, dann wird der Pfeil auch gut.

Tipp: Trainiere auf einer Zielscheibe ohne Ringauflage.

Konzentriere dich ganz auf den Bewegungsablauf. Wo der Pfeil letztendlich einschlägt ist egal. Befreie dich vom Gedanken irgendwas treffen zu müssen. Setze auf Konstanz, nicht auf Ringzahl! Zehn Pfeile konstant geschossen die dann auch nah beieinander auf der Scheibe sind (Gruppenbildung), sind deutlich mehr wert wie ein Pfeil in der Mitte der Zielscheibe und beim Rest eine Streuung wie aus einer Schrotflinte. Nutze z.B. den "Trainingskorridor" als "Zielscheibe" um deine Konstanz in der Höhen- und Seitenabweichung zu trainieren.

Nutze Wertungsdurchläufe mit Ringauflagen nur um deinen Leistungsstand zu einem Zeitpunkt zu ermitteln um Trainingsfortschritte zu erkennen.

Bogenschießen lernen ist ein Marathon und kein Sprint.

Der Bogensport gehört nicht umsonst zu einer der anspruchsvollsten Sportarten. Es gibt eine Vielzahl an Disziplinen und Ausprägungen in diesem Sport. Die Grundfertigkeiten hat man relativ schnell erlernt. Aber bis zu einer wirklich guten Form dauert es. Vergegenwärtige dir als Anfänger im Bogensport das du am Anfang recht schnell Fortschritte machst das aber nicht immer so weitergeht. Es wird Zeiten voll von Rückschritte oder Leistungsplateaus geben. Lasse dich davon nicht entmutigen. Das gehört dazu und du kannst des durch noch so gutes Trainings nicht vermeiden. Die Lernkurve ist keine Gerade. Bleibe konsequent und regelmäßig dran. Dann wirst du auch Fortschritte erreichen.

Tipp: Regelmäßiges und konsequentes Training führt zum Erfolg!

Das Bogenschießen ist Erfahrung gepaart mit der Kunst das Selbe (Schußablauf) immer wieder reproduzierbar und in gleicher Qualität auszuführen. Un denke dabei immer an eine Sache. Bogenschießen soll Spaß machen ! Der Spaß steht an erster Stelle und nicht das Bogenschießen!