Zielscheiben im Bogensport

Varianten von Zielscheiben für Bogenschützen

Zielscheiben für Bogenschützen

Der Bogenschütze schießt auf irgendwelche Ziele. In den Scheibendisziplinen sind dies meist rechteckige oder runde Zielscheiben mit einer entsprechend zur Bogendisziplin passenden Zielscheibenauflage.

Darüber hinaus gibt es noch weitere Varianten von Zielscheiben. Dazu gehören der Schießsack, der Schießwürfel oder auch die 3D Ziele. Nicht selten sind Zielscheiben auch Eigenherstellungen von Bogenschützen.

Unterschied Zielscheibe und Scheibenauflage

Scheibenauflage in Form einer Ringscheibe

Scheibenauflage in Form einer Ringscheibe

Man unterscheidet die Zielscheibe und die Scheibenauflage (oder auch kurz: "Auflage"). Die Zielscheibe ist der Teil der die Pfeile möglichst pfeilschonend auffängt und stoppt. Die Scheibenauflage ist der Teil der auf der Zielscheibe angebracht ist und für die Wertung dient. Zum Beispiel eine Ringauflage oder Tierbildauflage.

Die Scheibenauflagen werden mit sogenannten Scheibennägeln auf der Zielscheibe angebracht. Ähnlich einem Poster an der Wand. Die Scheibennägel gibt es in unterschiedlichen Varianten und Materialien. Das häufigste Material ist Plastik, aber auch Holz ist immer mehr verbreitet. Von Scheibennägeln aus Metall sollte man Abstand halten. Solle mal ein Pfeil daneben gehen und einen Scheibennagel treffen, dann kann ein Metallnagel den Pfeil beschädigen.

Die Zielscheiben gibt selbst gibt es in die unterschiedlichsten Ausführungen und Formen. Am häufigsten trifft man heutzutage rechteckige Zielscheiben an. Aber auch der Klassiker in runder Form ist noch weit verbreitet.

Funktionen der Zielscheibe

Die Funktion der Zielscheibe und deren Eigenschaften sind vielfältiger als man denkt. Und man sollte deswegen bei der Wahl seiner Zielscheibe mit Bedacht vorgehen. Eine falsch gewählte Zielscheibe kann schnell für Frust und Ärger sorgen.

Die Hauptfunktion der Zielscheibe ist die Pfeile die auf ihr auftreffen möglichst sanft, aber auch wirkungsvoll zu stoppen. Dabei sollte der Pfeil nicht beschädigt werden und keine Rückstände der Zielscheibe an dem Pfeil anhaften.

Eigenschaften einer Zielscheibe

Zu den Eigenschaften einer Zielscheibe gehört das sich die Pfeile die in einer Zielscheibe stecken, sich auch wieder leicht aus der Zielscheibe ziehen lassen. Stecken die Pfeile zu fest in der Zielscheibe muss viel Kraft aufgewand werden diese zu ziehen. Dies kann zu Beschädigungen des Pfeils führen. Durch ungewolltes Biegen des Pfeiles beim Ziehen kann der Pfeil sich verformen oder es löst sich die Pfeilspitze vom Schaft des Pfeiles.

Darüber hinaus sollte die Zielscheibe witterungsbeständig sein und viele Pfeile aufhalten können ohne das die Hauptfunktion beeinträchtigt ist. Das bedeutet das die Zielscheibe auch nach vielen Pfeilen noch ihre Stoppwirkung entfaltet und keine "Durchschüsse" erfolgen. Besonders für geübte Schützen (mit und ohne Visiernutzung) die ihre Pfeile in engen Gruppen auf der Zielscheibe platzieren ist es wichtig das der Bereich in dem die Pfeile auftreffen möglichst langlebig ist. Eine Zielscheibe gehört wie die Pfeile selbst, zum Verbrauchsmaterial im Bogenschießen. Hier sollte daher auf Reparaturmöglichkeit bzw. Austauschmöglichkeit geachtet werden. Eine gesamte Zielscheibe auszutauschen nur weil ein kleiner Bereich "durchschossen" ist , ist wenig effizient und auch nicht wirtschaftlich.

Die Größe der Zielscheibe sollte ausreichend sein damit auch mal ein "Ausreißer" nicht an der Zielscheibe vorbeifliegt. Die Wahl der Größe ist dabei sicher auch von der üblichen Schußentfernung und der Bogenart bzw. dem Können des Schützen abhängig.

Zielkonflikt

Einige der Funktionen und Eigenschaften stehen in Konflikt zueinander. Eine Zielscheibe aus Metall würde z.B. Pfeile sehr gut stoppen und wäre langlebig, aber pfeilschonend ist das sicher nicht. Nahezu jeder auftreffende Pfeil wäre gebrochen oder zumindest beschädigt. Eine Zielscheibe aus zu weichem Material würde ggf. Pfeile schonend stoppen und man könnte auch sicher die Pfeile gut aus der Scheibe ziehen. Aber die Stoppwirkung und die Langlebigkeit ist hier üblicherweise nicht gegeben.

Wie man bei den Eigenschaften sieht gibt es hier für die Hersteller von Zielscheiben eine enorme Breite an Optimierungsmöglichkeiten. Dementsprechend hoch ist die Variantenvielfalt bei den Zielscheiben. Insbesondere experimentieren die Hersteller mit immer neuen Materialien und Konzepten um möglichst alle notwendigen Eigenschaften abdecken zu können. So bieten einige Hersteller z.B. austauschbare Zielscheibenkerne an um die üblicherweise besonders beanspruchte Mitte der Zielscheibe getrennt vom Rest der Scheibe austauschen zu können.

Runde Zielscheibe aus Stramit mit Ringauflage

Runde Zielscheibe aus Stramit mit Ringauflage

Für Zielscheiben verwendetes Material

Die Hersteller verwenden unterschiedlichste Materialien und Materialzusammenstellungen für ihre Zielscheiben. Manch ein Hersteller konzentriert sich auf ein Material, andere bieten Zielscheiben unterschiedlichster Materialien an. Die Wahl des Materials hängt nicht unwesentlich vom Verwendungszweck der Scheibe ab. Eine Scheibe die auf einem Bogenplatz eines Vereins fast täglich beschossen wird, muss andere Anforderungen erfüllen als eine Scheibe für einen Schützen zuhause.

Zielscheibenmaterial Stramit

unter Stramit versteht man hochverpresstes Stroh. Stramit ist ökologisch unbedenklich, witterungsbeständig und leicht zu entsorgen. Es ist darüber hinaus verhältnismäßig preiswert und stoppt Pfeile recht effektiv. Stramitzielscheiben sind relativ schwer und werden deshalb gerne für "feststehende" Zielscheiben auf Bogenplätzen bzw. Feldbogenparcours verwendet. Durch ihr hohen Gewicht stellen diese Scheiben eine Gefahr für Schützen dar wenn diese versehentlich umkippen. diese Scheiben müssen dementsprechend sicher verankert sein. Gerade beim Pfeilziehen ist schon dem ein oder anderen Schützen eine lose Scheibe "entgegengekommen".

Stramit war einmal das häufigste Material für Zielscheiben, wird aber immer seltener genutzt. Neben dem Gewicht führt der Trend zu immer schnelleren und leichteren Pfeilen hier zu Problemen. Die hohe Auftreffenergie zusammen mit der starken Stoppwirkung des Stramits führt zu einer hohen thermischen Belastung des Pfeils an der Spitze (durch starker Reibung). Dies führt nicht selten zu Pfeilschäden an modernen Pfeilen.

Hinweis:

Es gibt teilweise noch ganz billige Zielscheiben aus nur wenig verdichtetem Stroh. Von diesen Scheiben ist abzuraten. Weder die Langlebigkeit noch der Pfeilfang ist hier ausreichend.  Die meisten Bögen durchschießen derartige Zielscheiben mit Leichtigkeit.

Zielscheibenmaterial Ethafoam

Ethafoamzielscheiben sind aktuell im Trend und gelten als modernste Form der Zielscheibe. Der Schaumstoff Ethafoam (PE-Schaum) wurde ursprünglich für Verpackungszwecke entwickelt (Bruch- und Stoßschutz für verpackte Gegenstände). Bei sachgerechter Entsorgung ist Ethafoam 100% recyclingfähig. Ethafoamzielscheiben zeichnen sich durch ihre besonders pfeilschonende Stoppwirkung und ihr geringes Gewicht aus. Sie eignen sich daher besonders für Anwendungsfälle in denen die Zielscheibe häufiger auf- und abgebaut oder ihr Standort verändert wird.

Das Material Ethafoam hat darüber hinaus gleichbleibende Eigenschaften bei auftretenden Temperaturschwankungen oder Feuchtigkeit. Das bedeutet für den Schützen das im Winter die Zielscheibe genauso einfach zu beschießen ist wie im Sommer. Bei anderen Materialien wie z.B. Stramit ändern sich die Eigenschaften insb. bei Temperaturänderungen.

Auch bei der Langlebigkeit der Zielscheibe kann man Entwarunung geben. Der PE-Schaum ist recht elastisch. Das bedeutet das sich die Löcher in der Scheibe, nach dem man die Pfeile gezogen hat, wieder (zumindest optisch) weitgehend von selbst schließen.  Natürlich hält so eine Scheibe auch nicht ewig, aber so schlecht wie die ersten Scheiben aus Kunststoff sind sie nicht.

Zielscheibenmaterial "recycelter Kunststoff"

Diese Bogensportzielscheiben haben vergleichbare Eigenschaften hinsichtlich der Stoppwirkung und dem "Pfeile ziehen" wie die Scheiben aus Ethafoam. Vom Gewicht her sind sie etwas schwerer und diese Scheiben zerbröseln auch etwas schneller. Der Preis ist dagegen bei vergleichbarer Größe etwas niedriger.

Bauarten von Zielscheiben für das Bogenschießen

Lamellenzielscheibe, Monoblock oder Wechselmitte?

Bauformen

Zielscheibe aus Blöcken für den Bogensport

Zielscheibe (im Hintergrund) aus Blöcken für den Bogensport. Davor eine Zielscheibe im Mopnoblockbauweise.

Zielscheiben für den Bogensport gibt es in diversen Bauformen. Jede Bauform hat ihr spezifischen Vor- und Nachteile.

Grunsätzlich kann man drei Bauformen unterscheiden

  • Monoblock
  • Zielscheibe aus Bauelementen
  • Zielscheibe mit Wechselmitten
  • Lamellenzielscheibe

Monblock

Zielscheiben in der Monoblockbauweise bestehen aus einem Stück. Die Scheibe ist nicht zerlegbar. Diese Bauform ist leicht zu handhaben. Die Scheibe ist schnell auf- und abgebaut und vergleichsweise leicht.  Die Nachteile dieser Bauform sind ihr vergleichsweiser hoher Verschleiß. Wenn die Zielscheibe an einer Stelle durch viele Treffer auf engem Bereich durchschossen ist , dann muss die gesamte Scheibe ausgetauscht werden.

Wenn die Zielscheibe etwas größer sein soll, dann fallen natürlich die Abmaße für den Transport ins Gewicht. Hier wird es sehr schnell sperrig.

Diese Bauform eignet sich daher insbesondere für den Hobbybereich bei dem man mit kleineren Zielscheiben auskommt und eher wenig schießt (im Vergleich zu einem Verein oder 3D Parcours).

Zielscheibe aus Bauelementen

Diese Zielscheiben bestehen aus verschiedenen Bauelementen die untereinander getauscht oder einzelne Bauelemente komplett ausgetauscht werden können. Diese Bauart (zerlegbar) hat ihrer Vorteile in der Langlebigkeit und der möglichen Gesamtgröße der Zielscheibe.  Ist ein Teil der Zielscheibe stärker beansprucht und durchschossen, dann muss nur dieses Bauelement ausgetauscht werden. Die restlichen Bauelemente der Zielscheibe können weiterhin verwendet werden. Durch das aufeinanderstapeln bzw. -reihen von vielen Bauelementen können beachtliche Größen von Zielscheiben erreicht werden. Auch der Transport oder die Lagerung der Zielscheibe ist durch ihre Zerlegbarkeit recht platzsparend möglich.

Die Nachteile dieser Bauform sind die vergleichsweise hohen Aufwände beim Auf- und Abbau. Zusätzlich ist der Scheibenständer auf dem die Scheibe ruht aufwändiger da er nicht nur die Scheibe tragen muss, sondern ihr nun auch noch Stabilität geben muss damit die einzelnen Elemente sich nicht verschieben.

Diese Bauform wird immer dort verwendet wo man große Zielscheiben benötigt und man diese nur relativ selten Auf- oder Abbaut. Ein gängiger Anwendungsfall ist ein Bogenkino.

Zielscheibe in Lamellenbauform

Zielscheibe in Lamellenbauform

Zielscheibe mit Wechselmitten

Diese Bauform ist ein Mix aus der Monoblock und der Bauelemente-Bauform. Der größte Teil dieser Zielscheibe für das Bogenschießen besteht aus einem Stück und ist nicht zerlegbar. Die meist stark beanspruchte Mitte der Zielscheibe sind jedoch austauschbar. Daher auch der Name "Wechelmitte". Die Größe der Wechselmitte ist dabei je nach Model der Zielscheibe anders.  Meist besteht die Wechselmitte auch aus einem etwas härterem und damit langlebigeren Material als der Rest der Scheibe. Diese Bauform verbindet die Vorteile der Monoblockbauweise (leicht Handhabung) mit den Vorteilen der Bauelemente-Bauform (Verschleißfestigkeit).

Lamellenzielscheibe

Eine Lamellenzielscheibe ist stark verwand mit der Baulelemente-Bauform. Anstelle von Blöcken werden hier jedoch Lamellen (lange Streifen von Material) in unterschiedlichsten Stärken verwendet. Diese Lamellen werden aufgeschichtet und in eine Art Spannrahmen gesetzt. Durch das Spannen des Rahmens werden die Lamellen zusammengepresst und erhalten dadurch ihre Festigkeit.

Diese Bauform ist extrem langlebig und setzt sich daher immer stärker, auch auf Bogenturnieren, durch. Auch die Reparatur durch den einfachen Austausch einzelner Lamellen ist einfach und kostengünstig. Die Nachteile sind der Aufwändige Aufbau mit einem Spannrahmen und das vergleichsweise hohe Gewicht.

Zielscheibe als Backstop auf Bogenparcours

Gruppe von Hasen mit Backstop auf einem Bogenparcours

Gruppe von Hasen mit Zielscheiben als Backstop auf einem 3D Bogenparcours

Auch auf 3D Bogenparcours und Felbogenparcours werden diverse Formen von Zielscheiben eingesetzt. In der Disziplin Feldbogenschießen dienen Zielscheiben mit entsprechende Ring-  oder Tierbildauflagen als Ziel für die Bogenschützen .

Auf einem 3D Bogenparcours dienen Zielscheiben oder ähnliche Dinge als Backstop hinter dem eigentlichen 3D Ziel. Diese dienen als Pfeilfang wenn man das Ziel mal verfehlt.

Zielscheiben selber bauen

Selbst gebaute Zielscheiben für den Bogensport

Hirsch mit Bogen auf einem Bogenparcours

3D Ziel Hirsch mit selbstgebautem Backstop aus Heuballen auf einem Bogenparcours

Im Heimbereich für den eigenen Garten oder auf 3D Bogenparcours als Backstop werden selbst gebaute Zielscheiben immer häufiger verwendet. Die Bandbreite der Eigenbauten ist dabei groß. Die einfachste Art ist der sogenannte Schießsack. Eine Anleitung für den Selbstbau eines Schießsacks habe ich hier auf dem Blog auch schon veröffentlicht. Eine weitere Variant sind gepresste Heuballen.

Von Eigenbauten oder Tests mit Styropor- oder Dämmplatten ist dagegen eher abzuraten. Diese zerbrechen sehr schnell und halten Pfeile nur schlecht auf. Auch Bauschaum ist ungeeignet da hier die Pfeile üblicherweise auch durchgehen und sogar Reste vom Schaum am Pfeil haften bleiben.

Ergänzung nach Kommentar: Bei den Dämmplatten gibt es eine große Spannbreite an Materialien. Es gibt dabei durchaus das ein oder andere Material das geeignet ist.

Anleitungen zum Selberbau von Zielscheiben werden demnächst auf diesem Blog veröffentlicht. Schauen sie also gerne mal wieder vorbei.

Sören Spieckermann
Follow me
Letzte Artikel von Sören Spieckermann (Alle anzeigen)
Veröffentlicht in Ausrüstung, Grundlagen im Bogensport.

2 Kommentare

Kommentare sind geschlossen.